Eine Gruppe Teenager sitzt in einem Museum, hinter den
Jugendlichen hängen beeindruckende Gemälde an der Wand – doch wohin blicken die
Teenies? Auf ihre Handys! Typisch, denken die Betrachter, doch Carmen Kunz,
Medienpädagogin beim Jugendhilfswerk Freiburg und Fachberaterin für
Medienabhängigkeit, klärt auf: Das Foto zeigt keineswegs kunstverdrossene
Jugendliche, vielmehr handelt es sich um ein Digitalisierungsprojekt eines
Amsterdamer Museums. Per Handy-App können die Besucher die Bilder individuell
entdecken und interaktiv mit Kunst in Berührung kommen.
Das Smartphone ist als Allrounder mit seinen unzähligen
Funktionen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch viele Eltern sind
genervt, dass ihre Kinder ständig am Handy hängen, und machen sich ernsthaft
Sorgen. Tatsächlich nutzen Jugendliche ihre mobilen Endgeräte kaum, um zu
telefonieren, sondern hauptsächlich, um online zu gehen. „Das Netz ist ein
digitaler Erfahrungsraum, der Jugendliche fasziniert, weil sie dort ihre
elementaren Bedürfnisse als Heranwachsende befriedigen können“, erklärt Carmen
Kunz. Der Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung, die Entwicklung der
eigenen Identität und nicht zuletzt der Umgang mit Sexualität – all diese
Aspekte pubertärer Entwicklung können die Jugendlichen in sozialen Netzwerken,
bei Online-Spielen und beim Surfen durchleben. Doch in der digitalen Welt
lauern auch Gefahren: Pornografie, Cybermobbing, rechtsextreme und gewalttätige
Inhalte. All diese Dingen sind für Polizeioberkommissar Frank Stratz, der
gemeinsam mit Carmen Kunz referiert, Alltag. „Leider haben die Jugendlichen oft
keinerlei Unrechtsbewusstsein, wenn sie in ihren WhatsApp-Gruppen strafbare
Inhalte teilen“, beklagt Stratz. Vielen Jugendlichen ist auch nicht klar, dass
die Bilder, die sie von sich posten, für immer im Netz kursieren werden. Ein
übermütig gesendetes Nacktfoto verbreitet sich schnell und die Betroffenen,
meist Mädchen, werden verspottet oder – schlimmer – anschließend erpresst. Der
Polizeikommissar empfiehlt Jugendlichen den „Omacheck“ zu machen: „Verschickt
nur solche Fotos von euch, die ihr auch eurer Oma zeigen würdet.“ An die Eltern
appelliert Stratz, auch selbst sensibel mit den Daten der eigenen Kinder
umzugehen und beispielsweise nicht jeden Urlaubsschnappschuss des Juniors zu
posten.
Zwar gibt es eine Vielzahl von Kindersicherungsprogrammen,
mit denen Eltern das Smartphone ihres Nachwuchses überwachen, bestimmte Inhalte
sperren und Onlinezeiten regulieren können. Carmen Kunz hält solche technischen
Sperren aber nur in der Einübungsphase bis zum Alter von 12 Jahren für
sinnvoll. Wichtiger als technische Überwachung sei es, mit seinen Kindern im
Gespräch zu bleiben: „Zeigen Sie Interesse an dem, womit sich Ihre Kinder
beschäftigen. Lassen Sie sich von Ihrem Sohn zeigen, welche Spiele er spielt
und spielen Sie auch selbst einmal eine Runde mit. Vereinbaren Sie klare Regeln,
wann und wie lange das Smartphone genutzt werden darf und seien Sie selbst
Vorbild“, bittet Kunz.
Medien haben eine große Bedeutung für die Jugendlichen und
Medienerziehung ist eine ganz neue Herausforderung für alle Eltern. Als Richtlinie,
wieviel Zeit Kinder täglich maximal vor dem Bildschirm verbringen sollten, verweist
die Medienpädagogin auf die Faustregel „10 Minuten pro Lebensjahr“. „Gefährlich
wird es dann, wenn die Balance zwischen realer Welt und Onlinewelt nicht mehr
stimmt“, so Kunz. Das Smartphone hat über Nacht nichts im Kinderzimmer verloren,
stellt sie abschließend klar.
Carmen Kunz war zum dritten Mal als Referentin auf Einladung
des AK Suchtprävention und in Kooperation mit der VHS Freiburg an der
Staudinger-Gesamtschule. Herzlichen Dank an sie und Polizeioberkommissar Frank
Stratz für den informativen und interessanten Abend!